Die Sicherung, des auf dem Verfrühstücken der Mittel für die nächste Generation basierenden kinderlosen Lebensentwurfs, ist die einzige verlässliche Konstante deutscher Familienpolitik.


Falsche Maßstäbe oder Opportunismus?


Ursula von der Leyen ist Ministerin für Soziales, Frauen und Gesundheit in Niedersachsen.

Sehr geehrte Frau Ministerin von der Leyen

Vielen Dank für Ihren engagierten Beitrag „Rabenmütter? Nein, Rabenstaat“ im CICERO v. Juni 2004. Er repräsentiert den Stand der Meinungsbildung – und weil dieser noch nicht abgeschlossen ist, bitte ich Sie hiermit sich auf Gedanken zu folgenden Passagen Ihres Beitrags einzulassen.

Sie erläutern uns die Gründe für Kinderlosigkeit und schreiben:

„Dahinter steht kein kollektiver Egoismus.
Das sind nicht nur Paare die selbstsüchtig eigene Ziele verfolgen.
Das sind vielmehr Paare, die schnell lernen, dass in diesem land fast alle Signale so gestellt sind, dass Kinder eine überproportionale Belastung sind.
Das sind junge Paare, die in Ihrer Umgebung beobachten können, dass Kinder arm sind.
Das sind junge Paare die an ihren Müttern beobachten können, dass Mütter im Alter eine kleine Rente haben, während ihre Kinder Tausende in die Rentenkasse einzahlen.
Das sind junge Paare, die schnell realisieren, dass Kinder und Beruf in Deutschland nach wie vor kaum vereinbar sind.

…Es geht nicht darum, diejenigen zu belasten die keine Kinder haben. Es muss darum gehen, die Diskriminierung derer abzubauen und zu beseitigen, die Zukunft überhaupt erst möglich machen. Nicht Bestrafung der Kinderlosen. Aber auch keine Benachteiligung derjenigen die Kinder haben.“


Lassen Sie mich mit den „schnell lernenden Paaren“ anfangen.
Frau von der Leyen, Sie haben 7 Kinder!?
Haben Sie diese nun um der Kinder Willen oder weil sie eine Lernschwäche haben?
Mit so einer Formulierung implizieren sie doch nur wieder das Vorurteil, dass Eltern Trottel seien die, wären sie schnellere Denker keine Kinder hätten.
…„Das sind junge Paare, die schnell realisieren, dass Kinder und Beruf in Deutschland nach wie vor kaum vereinbar sind. “ Wieso müssen Sie die schnelle Erkenntnisfähigkeit und Intelligenz Kinderloser gleich zweimal betonen?
Meine Frau ist voll erwerbstätig. Es geht gut, ist anstrengend und erfüllend. Sie liefern Argumente die es erlauben sich auf bequeme Positionen zurückzuziehen. Ja, die Bedingungen könnten besser sein. Kinder haben nimmt stärker in Anspruch als keine haben, das wird Politik nie ändern. Kennen sie die Frauenerwerbsquote in Ostdeutschland? Als wir noch vor der Wende in die Bonner Republik kamen, traf uns die frauenverdrängende Machokultur hier wie eine Schlag, darauf waren wir nicht gefasst. Ihr Negativ-Maßstab in Sachen Gleichberechtigung liegt südlich Deutschlands? Fragen Sie einmal nach den Maßstäben ostdeutscher Frauen.
„…Überproportionale Belastung“ – wer ist Ihr Maßstab für überproportional? Die Millionen Kinderlosen die die Zielgröße für „normalen Wohlstand und Freizeit“ geworden sind?
„ …Paare, die in Ihrer Umgebung beobachten können, dass Kinder arm sind.“
Umgebung: Fahren Sie von Berlin 100km nach Osten ins nächste EU-Land und erzählen Sie das noch einmal. Wo ist Ihr Bezugssystem für arm? Noch nie seit Beginn der Evolution war die materielle Ausstattung von Kindern in Deutschland so gut wie heute. Warum beginnt gerade jetzt das Aussterben? Sicher nicht wegen der materiellen Vorraussetzungen, sondern wegen des erbärmlichen Sozialprestiges welches Eltern haben, denn „…Paare die selbstsüchtig eigene Ziele verfolgen“ können Ihre Einkommensüberhänge dazu verwenden, sich mit dem auszustaffieren, was in Deutschland für ein hohes Prestige gut ist. Diese Einkommensüberhänge gehören der nächsten Generation und werden von über der Hälfte der Bevölkerung auch für diese aufgebracht. Ich befürchte, dass Ihre Messlatte für „arm“ an dem auf Raubbau am „Humankapital“ basierenden Reichtum Kinderloser ausgerichtet ist.
Trotzdem sagen Sie „…es geht nicht darum, diejenigen zu belasten die keine Kinder haben.“ Lassen Sie mich raten: Sie haben einen Dukatenesel im Keller, der sondert für jedes Kind die 300.000,-€ ab, die seriöse Berechnungen ausweisen und gleicht den Unterschied zu den Kinderlosen aus. Dann haben alle große Appartements, teuere Autos und Fernreisen – schönes Wahlversprechen.
Frau Ministerin, sind Sie hier nun bloß in die Fettnäpfe der Selbstverständlichkeit getreten, oder ist es Opportunismus gegenüber der gewaltigen kinderlosen Wählerschaft? Ein DINK-Paar hat immerhin doppelt so viele Wählerstimmen wie eine alleinstehende Mutter mit einem Kind. Setzten Sie sich für das Wahlrecht ab Geburt ein?

Bezüglich der skandalösen Rentenpolitik zugunsten derjenigen die den generativen Beitrag zum Generationenvertrag nicht geleistet haben, noch eine Anmerkung: Es geht um nichts als um die Kosten die Kinderlose nicht haben, dabei ist der Ursache der Kinderlosigkeit völlig ohne Belang. Ungewollte Kinderlosigkeit gehört zum Lebensrisiko wie andere körperliche Mängel, die die Lebensqualität beeinflussen und für die niemand von der Gesellschaft entschädigt wird. Für die Behandlung Unfruchtbarer kommen die Kassen auf, nie war der Behandlungserfolg so groß wie heute. Rentenansprüche ergeben sich nur aus der Einschränkung der Arbeitsfähigkeit, bei Kinderlosen ist in der Regel das Gegenteil der Fall.

Mit freundlichen Grüßen

Familie Woldag


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