Aufstand der Eltern


Analogien von Thermodynamik und Revolutionen:
Die kritische Masse bringt das System ins Wanken.

Westdeutschland bewegt sich mit zunehmender Dynamik auf den größten Kulturbruch seiner Nachkriegsgeschichte zu.
Ostdeutschland wird es ein zweites Mal treffen, nur kennen die in ihm Sozialisierten den Geruch der Revolution und sind besser vorbereitet.
Auch wenn die Ereignisse nicht absehbar scheinen, ist die Unruhe doch schon spürbar.
Auch die Fronten sind noch diffus, es wird jedoch auf ein Ringen zwischen Eltern und Kinderlosen um die gesellschaftlichen Ressourcen, die in der Kindergeneration verkörpert sind, hinauslaufen.
Hier geht es nicht nur um die Zukunft, sondern im wahrsten Sinne des Wortes um's Leben.


Revolutionen kündigen sich durch den Verlust der Autorität der Etablierten an, und den Unwillen, ihnen noch Gehör zu schenken, sowie deren Versuche, durch gezielte Manipulation die Öffentlichkeit zu täuschen.

Die Revolution - also eine Drehung der gesellschaftlichen Stimmung bis zum Bruch mit dem alten Dogma und seinen Tabus, bedarf zwar der Bevölkerungsmehrheit als Akteure, diese Bevölkerungsmehrheit kommt jedoch bereits sehr kurze Zeit nach dem Erreichen einer kritischen Masse zusammen.
Dabei kündigen sich gesellschaftliche Brüche lange vor der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit an. Ist diese erst auf der Straße, ist die Zeit der Vorbereiter abgelaufen, dann neigt die Revolution meistens dazu ihre Eltern zu fressen.
Daher bevorzugt der kluge Vorbereiter den schonenden Übergang unter Vermeidung des Läutens zum Aufruhr, welchem zuerst stets die Kultur zum Opfer gefallen ist.
Entscheidend für die Abschätzung des Zeitpunktes des Kippens der Stimmung, ist die Ermittlung der kritischen Masse von Persönlichkeiten, die diesen Bruch vorantreibt.
Diese liegt recht zuverlässig bei 30%, wie wir 1989 gelernt haben.
Sind 30% der Erkenntnisfähigsten eines Kollektivs nicht mehr Willens, die sie ausplündernde und unterdrückende Machtkonstellation hinzunehmen, kommt es zum Paradigmenwechsel in der Gesellschaft, ggf. zum gewaltsamen Aufstand.

Mein bester Freund und ich haben 1987 das launige Experiment der Vorausbstimmung der Revolution in der "Zone" gemacht - wir haben über die Interpolation der am Beispiel unseres Potsdamer Betriebes beobachteten wachsenden kritischen Masse auf die 30% Linie, das Ende der Kommunistenherrschaft für den Herbst des Jahres 1989 errechnet.
Anschließend haben wir uns aufs Köstlichste über das Ergebnis amüsiert, da wir das zu dieser Zeit für völlig unmöglich hielten. Anfang 89 war's gelaufen, es war absehbar, dass das Regime das Jahr nicht übersteht.

Um diesen Kampf konsequent führen zu können, ist es hilfreich, sich einer physikalischen Analogie zur Erklärung solch eines gesellschaftlichen Prozesses zu bedienen, um sich mit Geduld sowie der Freude am Prozess zu wappnen.


Nehmen Sie sich nun also einen Topf mit kaltem Wasser und füllen Sie diesen bis zur Erstarrung mit Eis.
Das ist die gesellschaftliche Ausgangslage - nichts geht mehr. Uns durchdringt ein Gefühl der Gegenwärtigkeit.
Stellen Sie den Topf auf den Herd, stecken Sie ein Thermometer hinein und stellen Sie den Regler auf Stufe 5.

Die wichtigste Phase der Revolution beginnt.

Phase 1:

Die Energiezufuhr beginnt das Eis zu schmelzen - die Temperatur stagniert jedoch bei 0°C. Nehmen Sie dieses als alleiniges Kriterium, meinen Sie es geschähe nichts und schalten daher zur Beschleunigung auf Stufe 10. Diese Ungeduld ist kontraproduktiv - es kommt zur Verpuffung von Wasser durch überschüssige Energie, was einige für den Beginn der Revolution halten und danach enttäuscht sind, da die Temperatur danach wieder auf 0°C fällt. So erreicht man also keine Beschleunigung, sondern man verbraucht unnötig Kraft die man besser zur Optimierung einsetzt hätte. Also zurück auf Stufe 6. Bis das Eis schmilzt muss man nur das Feuer geduldig in Gang halten, wissend, dass bis zum Abschmelzen des Eises die Temperatur bei 0°C verharren wird. Die Hoffnung ergibt sich daraus, dass sich der Anteil der dynamischen Masse gegenüber den Kräften der Erstarrung ständig vergrößert - es bleibt jedoch kalt.
Phase 2:
Der letzte Krümel Eis ist geschmolzen. Plötzlich steigt die Temperatur mit mit überraschender Geschwindigkeit. Die Kunst besteht nun darin, den Prozess anzuhalten, bevor das Wasser das wir beleben wollen, alles abtötet, verdampft und in Luft auflöst.
Phase 3:
Waren wir unaufmerksam, verkocht alles Lebende und der Topf brennt durch. Das ist nicht das was wir erstreben. Denn mit dem Topf verschwindet auch die Kochkultur.

Das Gleiche nun noch einmal erläutert anhand des letzten deutschen Aufstandes:

Phase 1: Die zäh sich hinziehende Intellektuellenphase:

Die Anzahl der Gescheiten, die sich öffentlich artikulierend gegen das System stellen, - weil sie aus innerer Überzeugung den Bruch vollzogen und die Angst abgelegt haben, da es für sie nur noch wenig zu verlieren gibt - erarbeitet sich hart die kritische Masse von 30%. Erkennbar ist diese Phase am langsamen Autoritätsverlust der etablierten Eliten, wie wir es heute deutlich wahrnehmen können. Diese Phase erscheint als eine des Stillstandes, in welcher sich trotz des offensichtlichen Irrsinns der Tagespolitik die Vernunft keine Bahn zu brechen vermag. Intellektuelle neigen hier oft zur Verzweiflung und zum Rückzug, sie können das sie anfechtende Klima der Dummheit und Ignoranz nur noch schwer ertragen - sie ziehen oft die Konsequenzen und verlassen das Land, was den Prozess weiter verzögert, jedoch die Malaise zuspitzt. Hitzköpfe schaden der Bewegung durch überzogenen Eifer. Ihre Aktionen verpuffen.
Gebremst und gekühlt wird Phase 1 vor allem durch die Opportunisten, die ihre Positionen gefährdet sehen.
Phase 2: Die kurze Opportunistenphase.
Opportunisten orientieren sich stets an denen, deren Haltung sie als maßgeblich erachten, wovon sie sich Vorteile erhoffen.
Der Opportunist ist der typische Bildungsbürger der nicht abstrahieren, aber lernen kann.
Lässt sich die Position der auf 30% angewachsenen Phase 1-Protagonisten nicht mehr ohne eigenen Ansehensverlust leugnen, kippen die Opportunisten plötzlich massenweise um und behaupten das Gegenteil - man kennt plötzlich seinen Nachbarn und Kollegen nicht wieder - eben noch Denunziant, plötzlich schulterklopfender Freund und Mitstreiter, widerlich aber brauchbar. Dieser Prozess generiert und dynamisiert sich selbst in kürzester Zeit. So kommt plötzlich und unerwartet eine Bevölkerungsmehrheit für den Aufstand zusammen und keiner hat's geahnt, wie z.B. 1989 das westdeutsche Establishment.
Phase 3: Die "Wir sind das Volk" Phase
Eigentlich ist das Thema durch, die Revolution am Ziel, die Zeit der beherzten klugen Gestaltung gekommen, doch das Treibholz der Gesellschaft spült es nun aus seinen Verstecken, da öffentliche Hinrichtungen erwartet werden oder die Chance zum Plündern, vorausgesetzt es läuft kein Fußball-Bundesligaspiel.
Hierdurch entscheidet sich der Ausgang der Revolution.
Es geht also darum, Bier und Spiele zu servieren, solange die Revolution läuft, um den Paradigmenwechsel ohne Kulturverlust über die Bühne zu bekommen.
Warum ist es in der "DDR" nicht zu Ausschreitungen gekommen?
Außer Stasizentralen gab es nichts Begehrliches zu plündern, die Beschaffung von Guillotinen scheiterte am Materialmangel und die Ostdeutschen Frauen haben die Ostdeutschen Männer nicht vergewaltigt, weil sie ihren Blick bereits auf westdeutsche Bananen gerichtet hatten, weswegen man diese Revolution auch Bananenrevolution getauft hat.
Die Ostdeutsche Revolution kam aus den Kirchen und war christlich geprägt. Nur relativ wenige hatten zu verlieren.
Außerdem war es eine Revolution unter Aufsicht der Siegermächte, welche nicht das geringste Interesse an der Konkurrenz durch befreite Denker hatten.


Und Heute?

Phase 1: Die "Intellektuelle verlassen das Land" Phase

Wir bleiben beim Beispiel mit dem Topf.
Nach dem 89' Aufstand war Ostdeutschland vom Eise befreit und beweglich.
Das westdeutsche Establishment versuchte nun in einer konzertierten Abwehrmaßnahme das Gebiet so schnell wie möglich auf westdeutsches Niveau zu vereisen.
Hierzu wurde die Spitze des westdeutschen Eisberges - die Beamtenschaft - nach Osten verfrachtet, um dem Gefahrenpotential der Bewegung so schnell als möglich den Garaus zu machen.
Das führte dazu, dass die mobilen Elemente auf der Ostseite nach Westen verdrängt wurden. An der Westseite läuft der Topf nun über und die Beweglichen/Dynamischen füllen skandinavische Töpfe oder die der Anglowelt.
Das führt zur Schieflage und nahezu zum Kentern des Topfes Deutschland.
Auf der Ostseite des Topfes sieht man bereits den braunen Bodensatz - auf der Westseite wird er noch von Eis bedeckt. Auch hier sinkt der Pegel, jedoch ohne dass sich die Elemente der Dynamik länger halten.
Phase 2: Die "Opportunisten verlassen das Land" Phase

Phase 3: Wiederbesiedlung des Sultanats Alemanistan



A u s s i c h t

Die sterbende Gegenwartsgesellschaft verteidigt den Tanz um das goldene Kalb des menschenkinderverachtenden Hedonismus, welchen sie als soziokulturelle Errungenschaft missversteht.
Gottvergessene Gesellschaften neigen zum Realitätverlust und dadurch zum Untergang mit Pauken und Trompeten.
Es könnte also ganz dick kommen: Kollaps der Sozialsysteme durch den Raubbau an Leben und Ressourcen der Nachfolgegeneration, zeitgleich mit dem nächsten zyklischen Konjunkturabschwung u.U. noch verschärft durch den Klimawandel.
Es scheint so zu laufen wie bei Wilhelm Buschs Eispeter: "Ach aber ach, jetzt ist's vorbei, der ganze Kerl zerläuft zu Brei."

Nach Orwell gibt es nur 3 Möglichkeiten zur Überwindung einer Ordnung.

  • Überwindung von Außen
  • Die Herrschenden verlieren die Lust am System, da es auch sie nicht mehr zu befriedigen vermag.
  • Volksaufstand.

    Auf freiwilliges Aussterben ist selbst er nicht gekommen.

    Wir lassen uns aber nicht mit ins Grab nehmen! Der Aufstand der Eltern wird den lebenswilligen Familien die Zukunft sichern, indem er die Konsequenzen des kinderlosen Lebensentwurfs seinen kecken Verfechtern zuweist.


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    Januar 2007
    © FAMILIENWEHR
    Kämpfen oder Deutschland verlassen.