Jemand empfahl mir, doch einmal Oswald Spenglers "Jahre der Entscheidung" zur Hand zu nehmen, wenn mir der Sinn nach Visionärem stünde.
Die Originalausgabe von CHBeck (1933) verstaubte bei mir im Bücherschrank, ich hatte wegen der Erfahrung, dass Bücher dieser Zeit nur sehr selten noch heute gewinnbringend gelesen werden können, Neueres vorgezogen.
Bei der Lektüre bin ich dann jedoch in eine versunkene Welt preußisch-aristokratischer Haltung geraten, deren Abwesenheit sehr vieles der derzeitigen Kultur- und Existenzkrise der europäischen (weißen) Zivilisation erklärt.
Für mich war dieses Buch eine Offenbarung und da die Veröffentlichungsrechte 70 Jahre nach dem Tode Spenglers seit 2006 gemeinfrei sind (§ 64 UrhG), möchte ich dieses Werk hier vollständig vorstellen.
Wie Viele habe ich die Angewohnheit, für mich besonders aufschlussreiche Stellen im Text mit einem Bleistift seitlich zu markieren.
Das hatte aber schon der Erstleser 1933, dem das Buch handschriftlich gewidmet war, für mich getan - immer dort, wo auch ich mein Strichlein machen wollte:
Arbeitsplatzverlagerung in Billiglohnländer Asiens, Schwäche des Binnenmarktes, die demographischen Probleme wie die hinter diesen stehende Mentalität, das Verhältnis zwischen "Arbeitgebern" und "Arbeitnehmern", Folgen der Tarifautonomie der Gewerkschaften, - viele Themen die man eher in die Neuzeit verortet, wurden von Spengler behandelt.
Wie unmittelbar sich Spenglers Analyse mit der heutigen Situation deckt, war für mich dann die unvorhergesehene Überraschung.
Offensichlich hat der 2.Weltkrieg noch ein letztes Mal zur Stabilisierung der Dominanz der abendländischen Macht beigetragen, wir stehen nun aber eindeutig an dem Punkt, den Spengler im Kapitel "Die farbige Weltrevolution" beschreibt.
Der Versuch hingegen, den "weißen" Wohlfahrtsstaat mit bedingungslosem Wahlrecht zu kombinieren, droht endgültig zu scheitern, da
die Anschreiber den Wirt verhungern lassen.
Offensichtlich wiederholen sich die Zeiterscheinungen, Dejavu.
"Jahre der Entscheidung" ist unverkennbar ein Buch der 30er Jahre, in der Sprache dieser Zeit.
Diese Sprache ist gekennzeichnet von den Erfahrungen eines rücksichts- und gnadenlosen Völkerringens (was eine kritische Distanz bei der Lektüre erzeugt und erfordert).
Unsere heutige Sprache ist von dem Versuch gekennzeichnet, politische Interessen- und Rassenkonflikte durch "Sprachgestaltung" ("Political Correctness") im Vorfeld zu entschärfen.
Dieses birgt jedoch die Gefahr in sich, dass mit der Begriffsvermeidung auch das Vermeiden des Begreifens einhergeht - und damit der Realitätsbezug.
Freuen Sie sich also auf die unverstellte Sprache Spenglers.
Um voreingenommenen Lesern den Zugang zu erleichtern, soll hier noch der im Buch häufig verwendete Begriff "Rasse" erläutert werden, wie ihn Spengler in Kap.20 beschreibt:
"Aber wenn hier von Rasse die Rede ist, so ist das nicht in dem Sinne gemeint, wie er heute unter Antisemiten in Europa und Amerika Mode ist, darwinistisch, materialistisch nämlich. Rassereinheit ist ein groteskes Wort angesichts der Tatsache, daß seit Jahrtausenden alle Stämme und Arten sich gemischt haben, und daß gerade kriegerische, also gesunde, zukunftsreiche Geschlechter von jeher gern einen Fremden sich eingegliedert haben, wenn er »von Rasse« war, gleichviel zu welcher Rasse er gehörte. Wer zuviel von Rasse spricht, der hat keine mehr. Es kommt nicht auf die reine, sondern auf die starke Rasse an, die ein Volk in sich hat.
Der Preuße Spengler ist der geschichtsphilosophische Verbindungsmann zur aristokratischen Epoche vor 1840 und ermöglicht uns die Wiederaufnahme des Kontakts zu einer Gedankenwelt, die mit der Massendemokratie endgültig untergegangen zu sein schien.
Heute, vor dem absehbaren Staatsbankrott und dem demographischen Kollaps der "Weißen" Sozial-Massen-Demokratien, taucht die Gedankenwelt Spenglers wie auf dem Grunde eines ausdörrenden, künstlichen Sees wieder auf und verweist auf den Urgrund menschlicher (und preußischer) Kultur. Das Eindringen in Spenglers Werk ist wie das Eindringen eines Anthropologen in die Welt indigener Völker, um den Wurzeln menschlicher Zivilisation nahezukommen:
"Gesellschaft" aber bedeutet Kultur haben, Form haben bis in den kleinsten Zug der Haltung und des Denkens hinein, Form, die durch eine lange Zucht von ganzen Geschlechtern herangebildet worden ist, strenge Sitte und Lebensauffassung, welche das gesamte Sein mit tausend nie ausgesprochenen und nur selten ins Bewußtsein tretenden Pflichten und Bindungen durchdringt, damit aber alle Menschen, die dazugehören, zu einer lebendigen Einheit macht, oft weit über die Grenzen einzelner Nationen hinaus wie den Adel der Kreuzzüge und des 18. Jahrhunderts.
Das bestimmt den Rang; das heißt »Welt haben«.
Das wird schon unter den germanischen Stämmen beinahe mystisch mit Ehre bezeichnet.
Diese Ehre war eine Kraft, welche das ganze Leben der Geschlechter durchdrang. Die persönliche Ehre war nur das Gefühl der unbedingten Verantwortung des einzelnen für die Standesehre, die Berufsehre, die nationale Ehre. Der einzelne lebte das Dasein der Gemeinschaft mit, und das Dasein der andern war zugleich das seine. Was er tat, zog die Verantwortung aller nach sich, und damals starb ein Mensch nicht nur seelisch dahin, wenn er ehrlos geworden, wenn sein oder der Seinen Ehrgefühl durch eigene oder fremde Schuld tödlich verletzt worden war.
Alles was man Pflicht nennt, die Voraussetzung jedes echten Rechts, die Grundsubstanz jeder vornehmen Sitte, geht auf Ehre zurück.
Seine Ehre hat das Bauerntum wie jedes Handwerk, der Kaufmann und der Offizier, der Beamte und die alten Fürstengeschlechter. Wer sie nicht hat, wer »keinen Wert darauf legt«, vor sich selbst wie vor seinesgleichen anständig dazustehen, ist »gemein«.
Das ist der Gegensatz zur Vornehmheit im Sinne jeder echten Gesellschaft, nicht die Armut, der Mangel an Geld, wie es der Neid heutiger Menschen meint, nachdem man jeden Instinkt für vornehmes Leben und Empfinden verloren hat und die öffentlichen Manieren aller »Klassen« und »Parteien« gleich pöbelhaft geworden sind."
Hinter diesem Einband verbirgt sich das Buch.
Distanzierung:
Hiermit distanziere ich mich nachdrücklich von Spenglers Aussagen zu Jazz und schönen Frauen.
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Singapur, Juni 2008 © Familienwehr
Nichts ist so ungerecht wie die gleiche Behandlung Ungleicher
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